Nichts ist wirklich weg – von Hanna Thimm

„Romi, räumst du bitte dein Zimmer auf?“, kommt es aus dem Wohnzimmer. „Ja mach ich Mama!“, antwortet Romi genervt. Sie hat heute Abend überhaupt keine Lust aufzuräumen. Aber noch weniger Lust hat sie auf Streit mit ihrer Mutter. Sie fängt mit dem Boden an. Schon dabei wandern etliche Bücher, Stofftiere, Buntstifte und leider auch der vergeigte Mathe Test von dem sie eigentlich gehofft hatte ihn nie wieder sehen zu müssen, in den Schrank. Nach einer Viertelstunde ist sie fertig mit dem Boden. Jetzt legt sie sich flach auf den Boden und schaut unters Bett. Viel liegt dort zum Glück nicht. Eine Zeitschrift, ein Radiergummi, zwei Comichefte, ein paar Stifte und ein buntes Tuch. Ein buntes Tuch? Romi streckt ihren Arm aus und zieht das Stück Stoff zu sich heran. Sie reibt es zwischen den Fingern und betrachtet es. Kein Zweifel möglich. Das ist es! Das Tuch, das Romi vor zwei Jahren von ihrer Tante geschenkt bekommen hat. Doch seit einem Jahr ist es verschollen gewesen. Verschollen bis heute. Romi vergräbt das Gesicht in dem Tuch und saugt den staubigen Geruch in sich auf. Tränen schießen ihr in die Augen.