Dieter stand vor einem großen, alten, Efeu überwucherten Haus. Es war das Haus seiner Eltern, in dem er aufgewachsen war. An seinen Vater konnte er sich kaum erinnern. Er war vor 30 Jahren gestorben als Dieter fünf Jahre alt war. Er erinnerte sich nur an seinen kratzenden Stoppelbart und sein warmes Lachen. Seine Mutter war vor einer Woche gestorben und er hatte das Haus geerbt. Er trat ein. Es war sehr verstaubt, da seine Mutter in einem Altersheim gewohnt und sich das letzte halbe Jahr niemand dafür interessiert hatte. Er ging durch die Küche, durch das Wohnzimmer, in das Badezimmer und schließlich die Treppe hoch auf den Dachboden. Er sah die alle die verstaubten Möbel. Er sah eine Maus quer über den Boden flitzen und in ihrem Loch verschwinden. Dieter schwelgte in Erinnerungen. Schöne Erinnerungen aus seiner Kindheit. Er ging träumend über die Holzdielen und wirbelte Staub auf. Er verließ den Dachboden und ging in den Garten auf den Schuppen zu. Da sah er, dass dahinter etwas stand. Er sah einen roten Traktor, den offenbar schon lange niemand in Gang gesetzt hatte. Er war mit Brennnesseln und Brombeerranken zugewuchert und man konnte kaum erkennen, dass es ein Traktor war. Eine Scheibe fehlte und überall war der Lack abgeblättert. Auf einmal kam ihm eine Erinnerung, die er gar nicht kannte. Er saß auf dem Schoß seines Vaters und sie fuhren mit hoher Geschwindigkeit querfeldein über einen Weizenacker und beide lachten gegen das Motorgeräusch des Traktors an. Es war eine schöne Erinnerung. Sie sahen Rehe, die vom Lärm des Traktors aufgeschreckt und verscheucht wurden. Er hatte vorgehabt das Haus zu verkaufen, doch jetzt würde er es behalten. Er kam oft hierher, an diesen für ihn magischen Ort. Er brachte den Traktor in die Werkstatt und ließ ihn dort reparieren. Er wurde sehr glücklich. Und hatte ein erfülltes Leben voller schöner Erinnerungen.
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